Wofür braucht man eine Stallapotheke und was gehört dort hinein?
Jeder Pferdebesitzer hat diese Situation schon erlebt. Man kommt freudig in den Stall, um gemeinsam mit seinem Pferd den Nachmittag bei einem Ausritt zu genießen und plötzlich sieht man sein Pferd lahmend auf der Weide stehen. Wenn Pferde krank sind, solltest du nicht zu lange warten und den Tierarzt rufen. Nur er kann die Situation vernünftig einschätzen. Warum ist eine eigene Stallapotheke trotzdem wichtig?
Häufig sind es die kleineren Verletzungen, wie Schrammen und Bisswunden, welche Pferde von der Koppel mitbringen und diese kannst du mit einer gut sortierten Stallapotheke bestens selber versorgen. Das sollte auch getan werden, um schlimmeren Folgeerkrankungen vorzubeugen. Und genau dafür braucht jeder Pferdebesitzer seine eigene kleine Stallapotheke, um kompetent erste Hilfe leisten zu können.
Die meisten Pferdebesitzer haben ihre Stallapotheke, gut geschützt vor Feuchtigkeit, in einer Box oder in einem Schrank. Idealerweise sollte sie auch immer am gleichen Platz stehen, damit du in der Aufregung nicht noch das Suchen anfangen musst.
Aber was genau gehört nun in die Stallapotheke rein?
Um das Ganze etwas übersichtlicher zu gestalten, unterteilen wir den Inhalt der Stallapotheke in drei Kategorien:
- Verbandsmaterial - Stallapotheke
- Medikamente - Stallapotheke
- Hilfsmittel - Stallapotheke
1. Verbandsmaterial für die Stallapotheke
Bandagen
Hier gibt es verschiedene Ausführungen für die unterschiedlichsten Bedürfnisse. Die selbstfixierende Bandage wird sehr gerne genutzt, da sie in der Handhabung sehr praktisch ist und meist an Ort und Stelle bleibt. Bandagen aus Latex werden hingegen gerne bei Verletzungen, wo keine Feuchtigkeit durchkommen darf, verwendet. Die Haftbandagen sind zwar durchlässig, aber für manche Verletzungen ist das ja auch gut. Das Schöne an diesen Bandagen ist, dass du sie wiederverwenden kannst.
Aber Achtung! Bandagen kommen nie direkt auf die Wunden. Dafür verwendest du bitte sterile Auflagen wie Mullkompressen oder Mullwatte. Ein Gewebeband ist für Hufverbände jeglicher Art sinnvoller, da es deutlich strapazierfähiger ist und somit nicht so schnell kaputt geht.
Panzertape und Pflaster-Klebeband gehören ebenfalls in die Stallapotheke. So bekommst du alles gut und sicher fixiert.
2. Medikamente für die Stallapotheke
Desinfektionsmittel
Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. Jodlösung,-seife und diverse Wundsprays sind schnelle Helfer, um Bakterien aus der Wunde zu verbannen.
Wund -und Heilsalben
Hier solltest du für nasse sowie trockene Wunden die jeweils richtige Salbe vorrätig haben. Zinksalbe hilft bei nassen Wunden und Panthenol bei Trockenen.
Tonerde
Hat dein Pferd ein geschwollenes Bein oder einen Einschuss, ist Tonerde ein gutes und natürliches erstes Hilfsmittel. Sie wirkt kühlend und abschwellend.
Heparin-Gel
Tensolvet oder Compagel verschaffen schnelle Besserung bei Prellungen. Denn die Durchblutung wird angeregt und die Schmerzen gelindert. Zusätzlich gibt es eine kühlende Wirkung auf die betroffene Prellung.
Colosan
Colosan ist ein Kolikmittel, welches bei leichten Blähungen Erleichterung verschaffen kann, da es Krämpfe im Magen-Darm-Trakt löst. Hierbei ist es wichtig, auf die richtige Dosierung zu achten. Aber Vorsicht! Eine Kolik kann bei einem Pferd schnell tödlich enden. Hier ist es besser, immer erst Rücksprache mit dem Tierarzt zu halten.
Eine kleine Auswahl homöopathischer „Notfallmittel“:
- Arnica bei Muskelkater und Verletzungen,
- Aconitum bei Kreislaufproblemen,
- Traumeel für jegliche stumpfe Verletzungen, wie Prellungen, Verstauchungen usw.,
- Nux Vomica bei Kolikanzeichen.
3. Hilfsmittel für die Stallapotheke
Fieberthermometer
Tipp: Am besten mit einer Schnur versehen, damit es nicht beim Fieber messen verschwindet.
Einweghandschuhe
Für ein steriles behandeln der Wunden. Sie schützen dein Pferd und dich.
Verbandsschere
Diese muss aus rostfreiem Stahl sein, damit du sauber und hygienisch die Verbände schneiden kannst.
Normale Schere
Diese eignet sich wesentlich besser für alle anderen Dinge, die man aufschneiden muss.
Pinzette
Kleine Fremdkörper, wie z.B. Splitter, lassen sich hiermit prima entfernen.
Zeckenzange
Mit einer solchen Zange bekommst du die kleinen Plagegeister gut entfernt, ohne das Risiko einzugehen, dass der Kopf der Zecke im Pferd stecken bleibt.
Einwegspritzen
Mit ihnen kannst du Medikamente gut dosieren und verabreichen oder auch kleine Spülungen vornehmen.
Taschenlampe
Um eine Wunde bei schlechten Lichtverhältnissen genauer zu betrachten, kann eine Taschenlampe sehr sinnvoll sein.
Einwegrasierer
So gelingt es dir gut, bei Bedarf eine Wunde etwas freizulegen, um sie anschließend bestens versorgen zu können. Denn die dreckigen Haare können in der Wunde Infektionen auslösen.
Diverse kleine Handtücher
Davon kannst du irgendwie nie genug am Stall haben.
Wichtiges
PAT-Werte eines erwachsenen Pferdes:
Puls: 28 - 40 Schläge pro Minute. Du kannst diesen an der Mittelfuß- oder Unterkieferarterie messen. Alternativ kannst du auch mit einem Stethoskop unter dem linken Schulterblatt ansetzen.
Atmung: 8 - 16 Atemzüge pro Minute. Dies kannst du anhand der Nüstern- oder Flankenbewegung wahrnehmen. Auch hier kannst du alternativ ein Stethoskop zur Hilfe nehmen und im Bereich der Luftröhre horchen.
Temperatur: 37,5 - 38,2°C. Du kannst die Temperatur mit einem Fieberthermometer am After messen.
Wenn du Medikamente in deiner Stallapotheke aufbewahrst, solltest du diese bitte regelmäßig überprüfen. Sind sie angebrochen und ausgetrocknet? Sind sie leer? Oder ist das Verfallsdatum vielleicht schon überschritten? Du solltest deine Stallapotheke versuchen immer stets aktuell bzw. frisch zu halten. Wenn du mit deinem Pferd auf Turnier fährst, solltest du hier ebenfalls die Karenzzeit im Blick haben, damit dein Pferd nicht positiv auf Doping getestet wird. Ein kleiner Zettel und ein Stift ergänzen die Stallapotheke wunderbar um kurze Notizen zu schreiben.
Fazit
Mit einer solchen Stallapotheke bist du schon bestens aufgestellt. Es gibt auch Pferdebesitzer, deren Stallapotheke noch Oberlippenbremse, Maulkorb und Stethoskop beinhalten. Hier müssen wir persönlich aber passen.
Was wir jedoch für sehr wichtig halten und was wirklich nicht fehlen sollte, ist ein Zettel mit den wichtigsten Kontakten. Name und Telefonnummer des Besitzers und einer weiteren Person, die man im Notfall kontaktieren kann. Ebenso wichtig sind Name und Telefonnummer von Tierarzt und Hufschmied. Eine Liste mit dem aktuellen Impfstand kann auch sehr hilfreich sein und sollte unserer Meinung nach nicht in der Stallapotheke fehlen.
In der Hoffnung, dass unsere Lieblinge fit und gesund bleiben, hast du jetzt aber eine Übersicht, was eine gut sortierte Stallapotheke für den Fall der Fälle beinhalten sollte.
Fehlt dir noch etwas in der Stallapotheke? Lass es uns bzw. die #royalriders in den Kommentaren wissen, damit wir alle unseren Pferden im Notfall die beste erste Hilfe leisten können. Du möchtest weitere Blogbeiträge von uns lesen? Kein Problem, hier gehts von der Stallapotheke zu weiteren interessanten Themen.
Kommentare
mulOMpUR:
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Maja:
Toller Blogbeitrag zur Stallapotheke! Da konnte ich noch ein paar Sachen lernen :-)